Spurensuche in der Sprachkultur von Fürstenau – Landgeflüster -heimische Mundart

Plattdeutsch – eine Sprache von gestern und heute?

Spricht noch jemand Plattdeutsch?

Seit mehr als 200 Jahren befürchtet man schon, dass das Plattdeutsche eine sterbende Sprache sein.  Jedoch stellen wir wieder fest, dass sie gerade eine gewisse Renaissance erlebt.

Die heutige Sprache die im westfälischen Raum im Alltag gesprochen wird, ist immer noch – mehr oder weniger stark – regional geprägt. Diese Prägung geht in vielen Punkten auf das Plattdeutsche zurück. Als die Plattdeutschsprecher in den 50 er Jahren oder auch früher zum Hochdeutschen übergegangen sind, haben sie Eigenschaften des Plattdeutschen mitgenommen und ein plattdeutsch gefärbtes Hochdeutsch gesprochen. Dies ist dann teilweise auch von der jüngeren Generation übernommen worden.

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Was möchten wir der nächsten Generation mitgeben ?

Unser Ortsdialekt ist geprägt von vielen Heimatgeschichten.

Wie ich Plattdeutsch in unserem Dorf erlebt habe: 
Wenn meine Mutter zu ihrem Schwiegervaterkam, dem olen Deppenreuker, sagte er gern: 
„Sött dök doh henne and holt det Miul, ek wöll dek wat vertellen!“ (Übersetzung Gesprächspartner)
Denn mein Großvater wollte erzählen, was er zu berichten hatte mit viel Sarkasmus, Ironie und deftigen Worten und er brauchte Publikum. Also er wollte nicht „küren“, gleich sich unterhalten, sondern nur seine Welt- besser Dorfsicht kund tun. 

So kann ich mich noch daran erinnern, wie geheut wurde, also er im Schwatt voraus, 5 Frauen dahinter mit ihren Harken und das Heu wurde gewendet damit es trocknete. Alle 10 m blieb mein Großvater, der ole Deppenreuker stehen und vertellte den Friuensluen eine Geschichte nach der anderen. Bis es meiner Mutter reichte und sie ihm sagte: „Vadder holt det Miul and go förder. Man teu, man teu, dat wa wat schaffet, de Lue keuket und lochet all.“ (Übersetzung Gesprächspartner)

Mein Großvater konnte auch etwas über die Menschen aus den Nachbardörfern erzählen, gern über die Brenkhiuser oder die Bokschen, also die Bödexer. Wir waren auf dem Feld und hatten den ganzen Nachmittag „gewullackt“, da erschienen Leute auf einem Nachbarfeld. Mein Großvater kommentierte das: „Lott uis nach Hiuse goen et is Föreavend de Borkschen kümet.“ 

Nach so einem arbeitsreichen Tag, also wenn man richtig „gewullackt“ hatte sagte mein Großvater mütterlicherseits: „Go int Bedde, bin so malack und nix gescheitet im Fernsehen“. 

Mein Großvater hatte sein 3. Frau aus Ovenhiusen, seine Mutter hatte übrigens 5 Männer. wahrscheinlich alle aus Fürstenau - so weit ich weiß, sind alle eines natürlichen Todes gestorben. Aber manche Männer aus Fürstenau blieben bei der Brautschau nicht im Dorf, sondern gingen zum Annentag nach Brakel. Das war ein großer Schweine-, Pferde- und Heiratsmarkt. Hierhin ging auch, nennen wir ihn Jammeteuers Heini. Schon nach wenigen Jahren war es mit der Liebe zu Ende, schlimmer noch, es war ein Drama. Was sagte er danach immer wieder seiner Mutter verzweifelt: „Moder härek Brakel doch nicht sohn.“ (Übersetzung Gesprächspartner)

Es gab auch sehr kluge Leute in unserem Dorf. Einer, nennen wir ihn Toiletten Fritz, wusste, dass er besonders klug war. Er wies allen, die es hören mussten darauf hin: Et is schoe, wenn disse Kopp mal verfiuelet. Solche schönen Charakterzüge wurde gern vererbt, natürlich wurde auch manche Krankheit in den Familien weitergegeben. Man sagte dann: Döt is inne Stien, also in den Ständern des Fachwerkhauses.

Kleiner Streifzug durch typische Redensarten hierzulande :

  • Do küert se chanz anners
  • Man teu, man teu, dat wa wat schaffet
  • Lott uis nach Hiuse goen et ist Föreavend de Borkschen kümet
  • Hei is en döden Kerl
  • Jungens und Maekens, hei is en gudden Jungen, maekens
  • Wassen lecker Koarn – da kannze nix von sagen. Tu mich man noch ein ? Wo hasse den wech ?
  • Käär, der Helmut malocht sich nomma tot. Erss wullackt er auffe Schicht, als ob er allein fürs Bruttosozialprodukt verantwortlich gemacht würde, und dannach wullackt er in seim Gaaten und buddelt inne Beete, als wenns da Erdöl uzu finn gäb.
  • Was soll das heißen,an deiner Buxe is kein Veargang dran ? Da is doch schon der Knopp von ab. Du hass bloß keine Lusten, mit mir einkaufen zu gehen. Mit deine Pieselotten am Leib siesse derart schlunzich aus, dass ich mich schon für Dich fremdschääm.
  • Der olle Stoffel und sein Puselchen, wenn dien Mund auftun, kommt nur Stuss raus. Die ham beide keine Ahnung von nix, aber davon massich!
  • Von dem Karl da könnze dir uich ma was von annehm !
  • Heut abend bleibt die Küche kalt. Vattern is kodderich, der hat auf Aabeit nix essen könn , getz gibt’s Hasenbütterkes für alle !
  • Schmiersse mich en Butta, Mutta ?
  • Flötepiepen! Die olle Trine is gar nich ears gekomm!
  • Was für ein kniepigen Käal dat is
  • Da könnse ma sehn, wie die Leute lügen.
  • Der hat ein Brassel am Hals, dass er ganz mitte Näaven fäattich is.
  • Was hat der mich grade angebölkt !
  • Du ahnzes nich
  • Kriss gleich was auf`n Pöter, dann hassn Grund zum Heulen
  • Lass uns ma moagen inne Sisitty faahn und dir ne neue Buxe kaufen
  • Erntedankfest
  • Vorm irsten Weltkriege was Schuetzenfest, dat ganze Volk kamm.
  • Wat kümp dat kümp
  • Boi us dohoime, da kört man platt
  • Kinner van Duarpe
  • Wenn sie von Threschen an kueren waan , daat is nen MAEKEN.
  • Verstahn do ik di nich
  • Wann hei doch endlich upstunden deit
  • He het sungen
  • Mui Süster wird friggen
  • He is en knickerigen Kerl
  • Murker isn chanzen feinen Keal
  • Dor hab ik noch nix vun hört
  • Unsa Omma
  • Das is unsa Anneliese
  • An ne Koeppe kriegen
  • Munter bleywen
  • Hail`ge Mutter Anne hölp mei täun gudden Manne
  • Was ham wir uns da beömmelt ?
  • Is mir doch irndwie kodderich
  • Gib ihm oantlich kabitt !
  • Gleich krisse aber ma so richtich die Hucke voll
  • Tut euer Gedöns vonnen Fußboden wech
  • Dat iss aber auch alles friemelich
  • Nix da, ihr geht ab inne Falle
  • Käär, was isses duster hiear, mama die Latüchte an !
  • Ja haste Woarte ?
  • Wer ist der Dicke mit der Pleete ?
  • Hilfse mir Möarn schrappen ?
  • Chottochottochott, is schon halb zwölf durach und ich komm nich inne Pötte
  • Jau, das sach man

Klangvolle Kraftausdrücke – Spaß muss auch sein:

Blödhammel, Blödkerl, Bölkhannes, Bratze, Bollerkopp, Buxenpisser,Dämelack, Dölmer, Döskopp, Dreckschüppengesicht, Dämelack, Dölmer, Dummbatz,Gesocks, Hammbummel,Miesepeter,Mistkabel, Möppel,Pattjackel, Pottsau,olles Fickel, Schweinepuckel,Tranfunzel.


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