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Mahnmal zur Erinnerung an die jüdischen Mitbürger

Am Freitag, den 19.07.2021 wurde unter großer Teilnahme der Fürstenauer Bevölkerung das Mahnmal zur Erinnerung an die Vertreibung und Ermordung der jüdischen Mitbürger aus Fürstenau in der Zeit des National-Sozialismus, eingeweiht.

Ursprünglich war diese Einweihung schon für das Jahr 2020 geplant, musste aber auf Grund der Corona Situation verschoben werden.

Der Fürstenauer Arzt Dr. Michael Stoltz, Mitglied des Jakob-Pins-Forum und maßgeblich an der Umsetzung der Idee des Mahnmals beteiligt, eröffnete um 17:00 Uhr die Feier. Er begrüßte alle Anwesenden, insbesondere den Bürgermeister der Stadt Höxter Daniel Hartmann, den Kreisdirektor Klaus Schumacher, den ehemaligen Bürgermeister Alexander Fischer, sowie den Vorsitzenden des Jakob-Pins-Forum Friedhelm Ostkemper. Ebenso konnte er 3 Zeitzeugen der damaligen Zeit begrüßen, Frau Wilma Schröder, Frau Else Galler und Herrn Johannes Neumann, die auch heute noch in Fürstenau leben.

Im Anschluss an die Begrüßung trug der Gospelchor Fürstenau den Kanon „Shalom chaverim“ (Friede sei mit Euch Freunde) vor.

Dr. Stoltz erinnerte dann an das Leben der jüdischen Mitbürger im Ort.

Er nannte u.a. Markus Judenberg, der sich im Ort großer Beliebtheit erfreute, da er sehr viel Gutes tat. Des Weiteren zitierte er aus den Aufzeichnungen jüdischer Mitbürger. Hier ist u.a. zu lesen, dass die Menschen in Fürstenau von einigen Ausnahmen abgesehen, den Juden absolut freundlich und nicht feindlich zugetan waren. So konnten Juden z.B. bis zum Schluss in der Bäckerei Hennecke ihr Brot kaufen.

Zu Beginn der Deportation lebten in Fürstenau noch 21 jüdische Mitbürger.

Am 19. Dezember 1941 wurden 17 von Ihnen von Angehörigen des NS-Regimes aus ihren Häusern geholt und über Bielefeld ins KZ Riga verbracht. Die letzten 4 noch in Fürstenau verbliebenden Juden wurden am 31.07.1942 abgeholt. Ihr gesamter Besitz wurde dann im Saal der Gaststätte versteigert und verteilt.

Die einzigen Überlebenden dieser Deportation waren Clara Pins und Helmut Löwenstein.

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Nach einem Musikstück des Weserbergland Orchester Bödexen bedankte sich Dr. Stoltz bei allen Unterstützern und Befürwortern des Mahnmals, namentlich bei dem jetzigen und ehemaligen Bürgermeister der Stadt Höxter Daniel Hartmann u. Alexander Fischer, dem Kreisdirektor Klaus Schumacher, und dem Ortsausschussvorsitzenden Ferdinand Welling.

Kinder und Jugendliche aus Fürstenau verlasen dann die Namen der Deportierten und gedachten ihrer jeweils mit einer weißen Rose.

Nach einem weiteren Gesangsvortrag des Gospelchors überbrachte Bürgermeister Daniel Hartmann das Grußwort der Stadt Höxter. Er sprach über den Stellenwert des jüdischen Lebens in Deutschland seit jeher und wie wichtig die Erinnerung an den Holcaust sei, damit so etwas nie wieder geschehe. Er erinnerte auch an den Besuch von Helmut Löwenstein im Jahr 2018, der diesen Besuch als Zeichen der Versöhnung gesehen hatte.

Anschließend sprach Kreisdirektor Klaus Schumacher. Auch er erinnerte an den Zeitzeugen Helmut Löwenstein, bedankte sich für dessen Einsatz zur Errichtung des Mahnmals und zitierte die Aussage von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, dass es in Deutschland keine Toleranz gegenüber Hass geben darf.

Der Ortsausschussvorsitzende Ferdinand Welling bedankte sich in seiner Ansprache bei allen ehrenamtlichen Helfern. Er meinte, es zeuge von der Weitsicht der Menschen in Fürstenau, die Erinnerung an die damalige Zeit wach zu halten.

Für die beiden Kirchen sprachen dann Pfarrer Thomas Nahl und Pastor Tim Wendorff. Sie riefen dazu auf, wie wichtig es gerade in der heutigen Zeit sei, hin und nicht weg zu schauen.

Nun wurde das, von der in Fürstenau geborenen Künstlerin Sabine Hoppe, gefertigte Mahnmal enthüllt.

Es ist eine Bronzerelief und zeigt auf der Vorderseite die 21 jüdischen Mitbürger die aus der Synagoge kommend mit Koffern, Taschen und Handwagen in Tor zum Ghetto ziehen.

Auf der Rückseite sind ihre Namen aufgeführt.

Ein Modell des Mahnmals soll den heute in Florida lebenden Helmut (Harry) Löwenstein zugesandt werden. Er hatte auch den Anstoß zur Errichtung des Mahnmal (dem einzigen im Gebiet der Stadt Höxter) mit einer großzügigen Spende unterstützt.

Nach weiteren Dankesworten von Dr. Stoltz an:

  • Fritz Ostkemper, Vorsitzender des Jakob-Pins-Forum

  • Ernst Würzburger, Autor, der sich mit der Geschichte Höxters in der NS-Zeit befasst

  • Bürgermeister Hartmann und Fischer, die in Form einer Ausfallbürgschaft, wesentlich zur Errichtung des Mahnmals beigetragen haben.

  • Sabine Hoppe, Entwurf und Gestaltung des Reliefs

  • Martin Bieber (Bieber-Bau) für die Aufstellung des Mahnmals und Idee der Bodenplatte mit dem Davidstern.

  • Ortsausschuss Fürstenau

  • Div. Jugendliche

endet die Feier mit einem Gruß in englischer Sprache von Dr. Stolz an Helmut Löwenstein und einem anschließenden Empfang in der Gaststätte „Lindengarten“.


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