Interview: Pastor Thomas Nal

Pastor Thomas Nal ist seelsorgerischer Ansprechpartner in der Gemeinde Fürstenau. Pastor Nal gibt in einem Interview einen Einblick in seinen Werdegang, die aktuelle SARS-COVID-19 Pandemie und gernerel "Fürstenau".

Herr Pastor Nal was hat Sie dazu bewogen Pastor zu werden?
Der Anfang liegt sicherlich in der Anbindung an meine Heimatgemeinde, in der ich meinen Freundeskreis hatte, in verschiedene Aufgaben eingebunden war und es dadurch altersübergreifend zu vielen Kontakten gekommen ist, insbesondere auch zu Pastören unterschiedlichen Alters. Ausgehend von meiner Familie entwickelte sich in diesem Kontext eine Glaubensspur in meine Leben, der ich nachgegangen bin.

Seit wann sind Sie Pastor bzw. wann wurden Sie zum Pastor geweiht?
Am 29. Mai 1993 bin ich mit 20 weiteren Kandidaten von Erzbischof Johannes Joachim Degenhardt im Paderborner Dom zum Priester geweiht worden.

Wo waren Sie schon überall als Geistlicher tätig?
Meine erste Station war das Kirchspiel Altenrüthen, wo ich mein Diakonat absolviert habe. Die erste Vikarstelle war die Pfarrgemeinde St. Blasius, Balve mit der Pfarrvikarie St. Barbara, Mellen. Weitere Stationen waren die Gemeinde St. Johannes in Herford, St. Nikolai, Höxter, die Gemeinden St. Pankratius und St. Johannes in Warstein bzw. Suttrop und dann der Pastoralverbund Dreizehnlinden hier in Höxter.

Warum haben Sie sich entschieden in den PV-Corvey zu kommen?
Der Personalchef (ehemalig Pfarrdechant in St. Nikolai, Höxter) rief mich an und bat mich, nach dem Stellenverzicht von Pfarrer Franz Humpert, den Pastoralverbund Dreizehnlinden bis zur Gründung des heutigen Pastoralverbunds Corvey zu übernehmen. Eine Alternativangebot gab es nicht. Meine Optionen waren ein Ja oder Nein. Weshalb hätte ich Nein sagen sollen.

Was bereitet Ihnen an Ihrer Arbeit die Meiste Freude?
Meine größte Freude ist es, im Rahmen der Verkündigung und der pastoralen Arbeit meinen Glauben, mein Wissen und meine Fähigkeiten mit meiner Person einfließen lassen zu dürfen und auf diese Weise den Menschen, Kreisen und Gruppen ein Wegbegleiter im Glauben zu sein und gleichzeitig den Auftrag zu erfüllen, mit dem mich der Bischof hierher geschickt hat.

Gibt es auch "dunkle" Seiten an Ihrem Beruf? Wenn ja welche sind das?
Meine dunklen Seiten beginnen vermutlich da, wo ich an meine Grenzen stoße, mehr oder anderes einbringen soll, als ich liefern kann, insbesondere dort, wo es nicht in meinen Sinn- und Glaubenskontext passt. Sehr schwierig finde ich zum Beispiel, allen in gleichem Maß gerecht zu werden, denn die Menschen, Situationen und Erfordernisse sind unterschiedlich, werden aber doch miteinander verglichen, als wenn sie gleich wären. Und so wie jeder andere Mensch auch, bin ich begrenzt in meinem Denken, Wissen und Können - auch in meiner Zeit. Jenseits dieser Grenze wird es bei mir dunkel.

Seit wann sind Sie Pastor in Fürstenau?
Ich wurde Pastor in Fürstenau mit meiner Ernennung im Januar 2009.

Was gefällt Ihnen an Ihrer Arbeit in der Gemeinde Fürstenau?
Ich mag die offene und ehrliche Ansprache, in der die Anliegen ohne Umstände ins Wort gebracht werden und man dann miteinander die Möglichkeiten ausloten kann. Auch gefällt mir der offene Blick über die eigene Person und die eigenen Bedürfnisse hinaus auf die anderen, auf die Familien, auf die Kinder und Jugendlichen, auf die Senioren, um ihren Bedürfnissen Raum zu geben und sie zu integrieren. Zudem beeindruckt mich der Zusammenhalt, die Bereitschaft, füreinander bzw. für etwas Gemeinsames, Kraft und Zeit zu investieren, Hand anzulegen, etwas zu bewegen und sich gegenseitig unter die Arme zu greifen. Überhaupt beobachte ich (auch im Vergleich mit manch einer anderen Gemeinde), dass sich die Fürstenauer Gruppen, Vereine, Kreise Ziele setzen, die sie erreichen bzw. umzusetzen versuchen. Das macht das Leben interessant, jedenfalls interessanter als allein die Tradition bewahren zu wollen. Denn dann wird jedes neue Jahr nicht mehr als die Wiederauflage der Veranstaltungen des vergangenen Jahres. Das gefällt mir!

Gibt es aus Ihrer Sicht besonderheiten in Fürstenau, die es in anderen Gemeinden nicht gibt? Wenn ja welche sind das?
Schwierige Frage, denn jeder hat seine eigene Sicht - aber nicht jeder sieht etwas. Auch ein Pastor hat nur seinen eigenen Blick, der bestimmte Dinge einfängt und andere Dinge, die auch das sind, nicht sieht. Jede Gemeinde ist besonders, weil sie anders ist, weil andere Leute in ihr leben, jeder seine Geschichte und seine Prägung hat, unterschiedlich vorkommt - vielleicht sogar gar nicht vorkommt. Besonderheiten, die mir in Fürstenau auffallen, habe ich bereits in der vorherigen Antwort benannt. Trotzdem muss man auch sehen, dass andere, die dort leben, genau so eben 'nicht' sind bzw. dass es von genau diesen noch mehr geben könnte.

Abgesehen von Ihrer Tätigkeit in Fürstenau, was gefällt Ihnen privat besonders an Fürstenau?
Der Zusammenhalt, die Nähe und Verbundenheit auch und besonders über die Vereine.

Abgesehen von der St. Anna Kirche: Gibt es einen Platz, an dem Sie sich in Fürstenau besonders gerne aufhalten?
Ich würde sagen, bei den Leuten, die sich über das Zusammensein und die gemeinsamen Interessen freuen.

Welche Einflüsse hat die COVID-19 Pandemie auf den kirchlichen Alltag?
Dieses Virus hat nicht nur das Leben der Menschen, auch unseren kirchlichen Alltag durch die Hygieneverordnung und das daraus resultierende Hygienekonzept verändert. Kontakte, in denen und von denen eine Glaubensgemeinschaft lebt, müssen dokumentiert werden und sind sehr begrenzt. Die Pfarrheime (auch die Büchereien) sind geschlossen. Nähe zueinander muss bewusst vermieden werden, auch gemeinsamer Gesang in den gottesdienstlichen Feiern ist nicht möglich. Wirkliche Festlichkeit kann da nicht aufkommen.

Wie wirkt sich die Pandemie auf die Besucherzahlen aus?
Bereits das Hygienekonzept verbietet in der Kirche eine Besucherzahl von mehr als 50 Personen. Die gebotene eigenverantwortliche Zurückhaltung und die Empfehlung, unsere Gottesdienste über Radio, Fernsehen und das Internet mitzufeien, dezimiert diese Zahl weiter. Eine Ausnahme bilden hier allerdings die Antoniusfeierlichkeiten.

Wie gehen die Menschen aus Ihrer Sicht mit der Pandemie um? Wenden Sie sich auch an Sie, in Ihrer seelsogerischen Tätigkeit der Gemeinde? Gibt es hier aus Ihrer Sicht besondere Ängste oder Nöte?
Die Pandemie weckt Ängste - Angst um die eigene Gesundheit und die Gesundheit in der Familie, Angst aber auch im Hinblick auf das finanzielle Auskommen in beruflichen Tätigkeiten, die z.Zt. nicht ausgeübt werden dürfen. Die lange Wegstrecke der Beschränkung dessen, was über lange Zeit unangefragt möglich war, macht mürbe. Auch die Neuorganisation des Alltags zu Hause, wo gleichzeitig gearbeitet, die Kinder betreut und schulisch begleiten werden sollen, ist eine riesige Herausforderung für die Familien, die bei vielen die Grenze des Mögliche weit übersteigt. Natürlich wird das alles auch mir gegenüber ins Wort gebracht, um es einmal los zu werden, damit es einmal ausgesprochen und von jemandem gehört wird. Überhaupt stelle ich durchweg einen erhöhten Gesprächsbedarf fest, aber auch, dass der Tonfall bei vielen sehr aggressiv geworden ist.

Wann sehen Sie wieder einen normalen Kirchen bzw. Gottestdienst betrieb in St. Anna Fürstenau?
Was ist normaler Kirchenbetrieb bzw. Gottesdienstbetrieb? Tatsächlich würde ich sagen, dass auch die derzeitige Praxis normal ist. Denn Krisen gehören zum Leben und gerade auch in dieser Situation feiern wir einen Glauben, der uns Kraft schenken will, feiern wir die Sakramente, die uns Gottes Heil zuwenden und erfahrbar machen. Ich rechne nicht damit, dass wir zu einem kirchlichen Leben, wie wir es vor der Pandemie kannten, vor den Sommerferien zurückkehren werden. Wahrscheinlich wird es erst im Winter wieder so sein können, wenn sich nicht neue Veränderungen ergeben.

In den (Sozialen-) Medien wird die aktuelle Situation mit den 10 Plagen verglichen - passieren die 10 Plagen aus Ihrer Sicht erneut? Gibt es einen Zusammenhang? (Quelle: https://www.feinschwarz.net/die-zehn-plagen-strafe-gottes-oder-zeichen-der-hoffnung/)
Auch wenn dieses Virus tatsächlich eine Plage ist, verstehe ich sie nicht als Strafe Gottes. Wahrscheinlich sogar ist sie eine Konsequenz unseres Handeln, wenn wir über uns hinauswachsen wollen und die von der Natur gesetzten Grenzen beiseite schieben. Wir verfügen über alles, machen uns alles zu eigen, beschneiden die Lebensräume von Pflanzen und Tieren, um unseren eigenen Lebensraum zu vergrößern. Wir verlernen in dem Natürlichen einen echten Wert zu sehen. Statt nach Werten zu fragen, fragen wir nach dem Preis. Alles hat seinen Preis, d.h. es lässt sich alles wirtschaftlich nutzen (besser gesagt: ausbeuten). Wie kann sich die Natur da wehren? Vielleicht nur durch solch ein winziges Virus, das uns lehrt: Haltet Abstand!

Herr Pastor Nal, vielen Dank für das Interview. Möchten Sie der Gemeinde noch etwas mit auf den Weg geben?
Geht auf Gottes Wegen und lasst ihn mitmachen!


Abonniere unseren Newsletter. Stay Tuned!

Kontaktiere uns

Heimat- und Verkehrsverein Fürstenau

Rainer Hoffmann
Alter Postweg 9
D-37671 Höxter-Fürstenau
T: +49 151 56165093
E: info@fuerstenau.eu